FABIAN oder DER GANG VOR DIE HUNDE
Deutschland 2021, Farbe, 176 Min., FSK: ab 12
Regie: Dominik Graf
Drehbuch: Dominik Graf, Constantin Lieb nach dem Roman von Erich Kästner
Darsteller: Tom Schilling, Saskia Rosendahl, Albrecht Schuch, Meret Becker, Aljoscha Stadelmann
Berlin, 1931: Ein Ort zwischen Untermiete und Unterwelt, wo Bordelle Ateliers sind, Nazis auf den Straßen pöbeln und man in Babelsberg vom psychologischen Film träumt. Das Leben brodelt, die Gesellschaft gärt, korrodiert. Solange er noch Arbeit hat, verfasst der promovierte Germanist Jakob Fabian tagsüber Werbetexte, nachts zieht er mit Stephan Labude durch die schrägen Etablissements der Stadt. Während sein Freund – er wird später bekennen, „in den Fächern Leben und Beruf“ versagt zu haben – ein Draufgänger in Sachen Kommunismus und Sex ist, bleibt Fabian nüchtern und distanziert. Er wartet auf den „Sieg der Anständigkeit“, ohne recht daran zu glauben. Nur die Liebe zu Cornelia lässt ihn an seinem ironischen Fatalismus zweifeln. Sie wird zum Lichtblick in seinem zerrinnenden Leben.
Erich Kästners tieftraurigen autobiografischen „Fabian“ – einen der bedeutendsten Romane der Weimarer Republik – aus seinem Schattendasein zu holen, ist bei allen Parallelen zum vermaledeiten Heute eine Herausforderung. Dominik Graf meistert sie kongenial: spitzfindig pointiert sein Stil, kaltschnäuzig flott, und doch von schweigsamer Melancholie. Ein Film wie eine Diskokugel, die sich langsam dreht. Über den Zusammenhang von Geschlechtsverkehr und leerem Kühlschrank – und den Zerfall des Traums vom Glück. (Berlinale)
Der engagierte Regisseur Dominik Graf spielt gern nach eigenen Regeln. Das beweist auch seine Adaption von Erich Kästners 1931 erschienenem Berlin-Roman. Sein meisterhaftes dreistündiges Sittengemälde der Weimarer Republik fasziniert nicht zuletzt mit atemlosem Formalismus. Historische Archivaufnahmen und Split-Screen-Bilder treffen auf schnell geschnittene Szenen, gedreht mit perfekt bewegter Kamera. Die Geschichte eines Moralisten, der auf den Sieg der Anständigen wartet, an den er selbst nicht mehr glaubt, schlägt geschickt Brücken zur Gegenwart. Hauptdarsteller Tom Schilling verkörpert den „Helden auf verlorenem Posten“ mit beeindruckender Präsenz.
(programmkino.de)
Filmisch haben wir es hier mit der sicherlich wichtigsten deutschen Literaturverfilmung seit Volker Schlöndorffs „Blechtrommel“ zu tun. Dominik Graf bemüht die ganze Klaviatur der Filmgeschichte. Zeigt, wie modernes audiovisuelles Erzählen aussehen kann. Intelligent und verspielt, dramatisch und leicht. Kurzum: Ein großer Wurf!
(Deutschlandradio Kultur)
Wegen Überlängen Eintritt 11,- ermäßigt 10,- Euro
Di 9. bis Sa 11. September täglich um 20.15 Uhr
Matinée am So 12. September um 12 Uhr
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