zur Filmbeschreibung

DER MANN DER SEINE HAUT VERKAUFTE


Tunesien, Frankreich, Belgien, Deutschland, Schweden 2020, Farbe, 104 Min., FSK: ab 12
Regie und Drehbuch: Kaouther Ben Hania
Darsteller: Yahya Mahayni, Dea Liane, Koen De Bouw, Monica Bellucci

Sam Ali, ein junger impulsiver Syrer, muss sein Land verlassen, um dem Krieg zu entkommen. Um nach Europa reisen zu können und mit der Liebe seines Lebens zu leben, akzeptiert er, dass sein Rücken von einem der provokantesten zeitgenössischen Künstler der Welt tätowiert wird. Sam verwandelt seinen eigenen Körper in ein prestigeträchtiges Kunstwerk. Dabei wird er jedoch erkennen, dass seine Entscheidung alles andere als Freiheit mit sich bringen wird.
Der Film basiert auf der Geschichte des menschlichen Kunstwerks namens Tim des belgischen Konzeptkünstlers Wim Delvoye: 2008 tätowierte Delvoye eine aufwendige Punk-Kreuzigungsszene auf den Rücken eines Zürcher Tattoo-Studio-Besitzers namens Tim Steiner, der sich gegen Bezahlung dazu bereit erklärte, sich mit seinem tätowierten Rücken in Galerien auszustellen und sich nach seinem Tod die tätowierte Haut operativ entfernen und ausstellen zu lassen. Anders als der Protagonist des Films hat Steiner das Arrangement allerdings nicht unter einem offensichtlichen Zwang geschloss.

Keine Frage: Ein Film über die Kunstwelt sollte selbst künstlerisch daherkommen. Aber dabei belässt es die tunesische Regisseurin Kaouther Ben Hania nicht. Ihre ästhetische Meisterschaft reflektiert ein moralisches Dilemma, das keine einfachen Lösungen erlaubt. Wie weit darf ein Mensch in Not gehen? Und was ist einer avantgardistischen Kunst erlaubt, die das Flüchtlingselend kritisieren möchte, aber sich vielleicht doch nur um sich selbst dreht? In ihrem zweiten langen Spielfilm erkundet die Filmemacherin solche Fragen in bildgewaltigen Sequenzen, die einen eigenen Sog entfalten.
(programmkino.de)

Die Regisseurin und Drehbuchautorin Kaouther Ben Hania wurde 1977 in Sidi Bouzid in Tunesien geboren. Sie absolvierte ein Filmstudium in Tunesien und studierte anschließend Filmdramaturgie an der Sorbonne in Paris. Ihr Film wurde 2020 in der Sektion Orizzonti der Biennale in Venedig uraufgeführt und bescherte Hauptdarsteller Yahya Mahayni eine Auszeichnung als Bester Darsteller, und wurde im März 2021 als erster tunesischer Film für einen Oscar nominiert.

Do 24. Feb bis Di 1. März tägl. 18.30 Uhr (Do OmU)

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